Bausatzvorstellung: Baade 152 von Plasticart im Maßstab 1:100

Heute tauchen wir mal tief in die Historie der Bausätze ein. Dieser Plasticart Bausatz ist aus dem Jahr 1960 und der dritte von diesem Unternehmen produzierte. Es ist das Modell der ersten DDR Passagiermaschine vom Konstrukteur Baade.

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Zu DDR Zeiten gab es im Modellbau nur die Auswahl zwischen Plasticart und KP aus der CSSR. Vereinzelt gab es noch Panzer- und Schiffsbausätze aus der Sowjetunion der Firma Ogonek.

Dieser Bausatz ist eine Rarität und nur noch selten in diesem Zustand zu finden. Für 4,05 Mark der DDR konnte man diesen Bausatz 1960 erwerben, wie auch der Beipackzettel beweist.

Auch das kann man heute kaum noch von Kinderspielzeug sagen …

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Original

Die 152, auch Typ 152 oder Flugzeug 152, gelegentlich auch nach ihrem Konstrukteur Brunolf Baade als Baade 152 benannt, war das erste in den 1950er-Jahren entwickelte deutsche Passagierstrahlflugzeug und das wichtigste Projekt des Flugzeugbaus in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Gefertigt wurde es vom VEB Flugzeugwerke Dresden (FWD). Nach der Herstellung von drei Prototypen für die Flugerprobung und dem Beginn der Serienproduktion wurde das Projekt jedoch 1961 nach dem Ausbleiben von Bestellungen aus der Sowjetunion und anderen Ländern aufgrund mangelnder wirtschaftlicher Effizienz und fehlender Absatzmöglichkeiten eingestellt. Das Flugzeug ist zum Teil auch als Baade B-152, Dresden 152, Typ 152, VEB 152 oder VL-DDR 152 bekannt.

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Der erste 35-minütige Versuchsflug mit dem Prototyp 152/I V1 mit dem Luftfahrzeugkennzeichen DM-ZYA erfolgte am 4. Dezember 1958 mit der Besatzung Flugkapitän Willi Lehmann (Pilot), Kurt Bemme (Copilot) und Paul Heerling (Flugingenieur) an Bord. Dieser Testflug fand schon unter Ausschluss der öffentlichen Wahrnehmung statt. Zu Beginn des Programmes hatte man einen Erstflug noch im Jahre 1956 angestrebt. Man lag also bereits jetzt zwei Jahre hinter den Anfangsplanungen zurück.

Der zweite Testflug wurde am 4. März 1959 mit der ersten gebauten Maschine durchgeführt. Hierbei wurde kurzfristig eine von Baade mit dem Kommandanten der 152/I V1, Willi Lehmann, schon länger geplante Änderung des Flugprogramms durchgesetzt, um Film- und Fotoaufzeichnungen der 152 bei einem niedrigen Vorbeiflug mit eingefahrenem Fahrwerk zu fertigen. Eine von Kapitän Lehmann geäußerte Bitte um Erhöhung der Maximalgeschwindigkeit von 500 auf 600 km/h war zuvor abgelehnt worden. Baade plante, diese Foto- und Filmaufnahmen zwei Tage später bei einem Vortrag auf der Leipziger Messe zu verwenden. Für dieses riskante Flugmanöver war die Maschine noch nicht zugelassen. Für den Nachmittag war daneben ein Demonstrationsflug über dem Messegelände in Leipzig vorgesehen, um den sowjetischen Parteichef Chruschtschow zu beeindrucken und so die Verkaufschancen zu verbessern.

Der Flug endete kurz vor dem niedrigen Vorbeiflug nach 55 Minuten 5,7 Kilometer von der Landebahn entfernt bei Ottendorf-Okrilla mit einem Absturz. Die vier Besatzungsmitglieder Kapitän Willi Lehmann, Copilot Kurt Bemme, Flugingenieur Paul Heerling und Flugversuchsingenieur Georg Eismann kamen ums Leben. Sie wurden in einer Gemeinschaftsgrabanlage auf dem Neuen Friedhof Klotzsche beigesetzt. Die Untersuchung der Absturzursache wurde auf Weisung Ulbrichts auf nur eine Woche begrenzt. Der Untersuchungsbericht wurde sofort vom Ministerium für Staatssicherheit eingezogen und Stillschweigen über den Inhalt angeordnet. Bis heute sind nur Teile des Untersuchungsberichtes bekannt.

Quelle

Bausatz

Der Bausatz besteht nur aus wenigen Bauteilen, was ich bisher auch nicht wußte, dass die ersten Plasticart Bausätze mehrfarbig bedruckt waren, so dass man fast auf das bemalen verzichten kann. In zwei kleinen Papiertüten sind die Kleinteile eingepackt.

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Insgesamt nur 31 Bauteile müssen verbaut werden, dazu zwei durchsichtige Folienstreifen für die Fenster.

Trotz des Alters von über 60 Jahren sind die Details erhaben gut wiedergegeben. Kommen wir zu den Einzelteilen.

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Eine richtige landläufige Bauanleitung gibt es nicht, aber ein Zettel, wo über die Geschichte des Originals berichtet wird.

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Der Decalbogen kann sein Alter nicht verbergen und wird wohl bei der Benutzung auseinanderfallen. Besonderheit, in den Anfangsjahren hieß die Luftfahrtgesellschaft der DDR noch Deutsche Lufthansa, ehe sie in Interflug umbenannt wurde.

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Fazit:

Es ist schön in die Historie von alten Bausätzen einzutauchen und das man auch schon vor 60 Jahren ansehnliche Bausätze herstellte. Der alte Bausatz ist eine Rarität und zu schade zum bauen. Ein Erlebnis.